COVID-19 Ranglisten und Statistiken

Coronavirus Fallzahlen sind in aller Munde, doch die Deutung dieser Daten gleicht oft dem berühmten „Kaffesatz lesen“.

Wie aussagekräftig sind die vom RKI zur Verfügung gestellten Daten? Sagen sie uns das, was für uns von Interesse ist? Blanke COVID-19 Fallzahlen allein erlauben uns keine genaueren Rückschlüsse. Erst in Verbindung mit regionalen Statistiken könnten Zusammenhänge erkannt werden.

Werden beispielsweise in Ost-Deutschland weniger Corona-Fälle aufgrund einer geringeren Bevölkerungsdichte, oder eher dem kleineren durchschnittlichen Einkommen gezählt?

Was werden wir sehen, wenn Kreise mit ähnlicher Bevölkerungsdichte nebeneinander gestellt werden, um die Zahl der Infizierten je 100.000 Einwohner mit dem durchschnittlichen Einkommen privater Haushalte zu vergleichen? Gibt es da wirklich große Unterschiede zwischen Ost und West?

In der Stadt München wurden für den 11. Mai 2020 genau 5.984 Infizierte, 2.251 Genesene und 162 Verstorbene gezählt. Auf 100.000 Einwohner kommen 407 Infizierte. Wolfsburg zählte am gleichen Tag nur 231 Infizierte pro 100.000 Einwohner. Ein guter Wert für Wolfsburg, könnte man nach dem ersten Blick auf die Fallzahlen meinen.

Doch weit gefehlt. Obwohl Wolfsburg viel weniger Infizierte pro 100 Tsd. Einwohner meldet, belegt Wolfsburg Platz 1 in der Rubrik „Sterberate“. Während München mit einer Sterberate von 2,70 % weit unter dem bundesweiten Durchschnitt (4,37%) liegt, schafft Wolfsburg es 17,77 % auf Platz 1.

Es lässt sich aber nicht wirklich Wolfsburg mit München vergleichen. Wenn in einem Wolfsburger Altersheim 20 Menschen sterben, verzerrt dies sogleich die gesamte Statistik der Stadt. Vergleichen wir stattdessen München mit Berlin (Stand 19. Mai 2020).

Fallzahlen in Korrelation mit Bevölkerungsdichte, Einkommen und Übernachtungen / 19. Mai 2020

StadtEinw. auf 100 Tsd.Infiz. auf 100 Tsd.EinkommenSterberateÜber-nachtungen Rang
München4.73642229.685 €2,787 %2
Berlin4.09017719.719 €2,757 %1
Leipzig1.97410217.770 €1,672 %12

Die Münchner haben ca. 10.000 Euro Einkommen mehr in Jahr, zählen über doppelt so viele Infizierte je 100 Tsd. Einwohner – und trotzdem ist die Sterberate auf beiden Seiten annähernd gleich.

Was würde jetzt mein Kaffeesatz mir sagen? Ich weiß es nicht, ich trinke nur löslichen entkoffeinierten Kaffee. Aber interessant sind diese Vergleiche auf jeden Fall.


Unsere Redaktion verknüpft Datenbanken des Statistischen Bundesamtes mit den tagesaktuellen Fallzahlen des Robert Koch-Institut. Daraus entstanden Statistiken mit erstaunlichen Resultaten.

Datenquellen
Robert Koch-Institut (RKI), Datenlizenz dl-de/by-2-0
– Statistisches Bundesamt (Destatis), Genesis-Online, Datenlizenz by-2-0, eigene Berechnung/eigene Darstellung

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