Warum die WHO vor dem Konzept der Herdenimmunität warnt

Herdenimmunität keine Option laut WHO

Der Begriff Herdenimmunität bezeichnet in der Epidemiologie eine Form des Schutzes vor ansteckenden Krankheiten. Er entsteht wenn ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung bereits immun geworden ist, entweder durch eine Infektion oder durch Impfung. Dadurch werden sich die Ausbreitungsmöglichkeiten des Erregers insgesamt vermindern, woraus sich indirekt ein erhöhter Schutz auch für „nicht-immune“ Menschen ergibt.
Der Effekt der Herdenimmunität lässt sich mit einer Brandschneise bei einem Feuer vergleichen. Die Infektionskette des Virus wird mittels Impfungen oder der Immunität Einzelner unterbrochen, mit der Folge dass die Krankheit sich nicht mehr epidemisch ausbreiten kann.

Die WHO warnte nun am Montag (12.10) vor dem Konzept der Herdenimmunität. Das Prinzip der sogenannten Herdenimmunität zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie anzuwenden, ist weder ethisch noch eine Option, sagte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Um beispielsweise eine Herdenimmunität gegen Masern zu erreichen, die Ausbreitung des Erregers effektiv zu behindern, müssen rund 95 Prozent der Bevölkerung geimpft werden. Doch nach Schätzungen der WHO haben weniger als 10 Prozent der Weltbevölkerung bisher eine Immunität gegen das Coronavirus entwickelt, da es bisher noch keinen Impfstoff gibt. Das bedeutet, dass die große Mehrheit der Welt anfällig ist gegen das Virus, solange kein Impfstoff zur Verfügung steht um die „Immunität der Herde“ voran zu treiben.

Das Konzept der Herdenimmunität zur Bekämpfung des Coronavirus SARS-CoV-2 ist solang keine Option, wie es keinen Impfstoff gibt. Es ist ein Experiment mit den Schwachen in der Gesellschaft.

Seit Beginn der Corona-Pandemie geht Schweden einen streitbaren Weg. Das Land wollte durch das Konzept der sogenannten Herdenimmunität Einschränkungen im öffentlichen Leben „vermeiden“. Schweden ging davon aus, dass je mehr Menschen sich infizieren und überleben, desto mehr Immune werden die Herdenimmunität voran treiben.

Doch diese Schwelle hat Schweden bis heute nicht erreicht und wird sie nach Einschätzung von Experten auch nicht erreichen.

Prof. Eberle erklärt: „Um den Zustand der Herdenimmunität zu erreichen, müsste man viele Infektionen bei Personen mit geringem Risiko – etwa Jung, ohne Diabetes, ohne Bluthochdruck – zulassen, ohne die Obergrenze der zur Verfügung stehenden Intensiv-Betten zu überschreiten … Man müsste alle Personen mit höherem Erkrankungsrisiko zuverlässig schützen – soweit diese das wünschen“.

Doch aufgrund einer nach „allem Anschein nach begrenzten Dauer einer natürlichen Immunität“ ist es schwierig, das Konzept der Herdenimmunität, ohne über Impfstoffe zu verfügen. erfolgsversprechend zu bewerten.

In Schweden war der Weg zur Herdenimmunität eine Baustelle. Vor allem in Alten- und Pflegeheimen gab es besonders viele Todesopfer, was voraus zu sehen war.

Das ist ein Grund, warum die WHO vor der Idee der Herdenimmunität warnt. Mit einem zuverlässigen Impfstoff ist das eine gute Sache, ohne Impfstoff ist das ein Todesurteil für Milliarden Menschen auf der Welt.

Was uns jetzt hilft, sind strikte Hygiene-Regeln, Abstand halten und in gewisser Weise auch die Masken.

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